Willkommen im Schweizerhaus! Von Mitte März bis Ende Oktober geben sich bei uns Wienerinnen und Wiener aus allen Gesellschaftsschichten die Klinke – oder eher das Krügerl – in die Hand. Sogar die Liliputbahn legt am Weg vom Praterstern zum Ernst Happel Stadion einen kurzen Zwischenstopp bei uns ein und tauscht die Satten und Gutgelaunten gegen die Hungrigen und Durstigen. Das Schweizerhaus ist ein magischer Ort, wo der Alltag sich eine kleine Pause zum Durchschnaufen gönnt. Und wo die Menschen diese Zeit nutzen, um bei einer Stelze und einem traditionell gezapften Bier das Leben zu genießen.
Der Fleischhauer Johann Kolarik hat im Jahr 1920 ein Auge auf das damals komplett ramponierte Schweizerhaus geworfen. Vor allem, weil er selber gern und oft im Prater eingekehrt ist. Übernommen hat es aber nicht Johann, sondern sein 19jähriger Sohn Karl Kolarik. Und so wie der Vorname für die männlichen Nachkommen, so wurde auch das Schweizerhaus von Generation zu Generation weitergegeben und feierte darum – wenn auch coronabedingt etwas bierschaumgebremst – das 100. Jubiläum einer Familiengeschichte, die das gemütlichste Wirtshaus Wiens schrieb. Wir freuen uns, Sie bei uns im Schweizerhaus willkommen zu heißen. Heute und auch noch in 100 Jahren.
Ihre Familie
Aber das tut der Gaudi wahrlich keinen Abbruch, denn mit über 800 Plätzen sind wir bestens darauf vorbereitet, den Spaß nach Innen zu verlegen, wo es stets warm und trocken ist. Und wo das Bier und die frisch zubereiteten Speisen genauso schnell zu Ihrem Tisch finden wie in unserem Gastgarten. Eines bleibt einem aber auch in unseren Gaststuben nicht erspart: die Qual der Wahl. Denn insgesamt verfügen wir über sechs Innenbereiche, die auf die schönen Namen Belvedere, Gloriette, Prater Au, Küchenstöckl, Schönbrunn & Wintergarten Oberlaa getauft sind.
Der malerische Biergarten mit seinen vielen Kastanienbäumen ist der perfekte Ort für ein zwangloses Beisammensein. Ob im Maßhemd oder im T-Shirt. Hier kann jeder sein, wie er will. Unter dem schattigen Blätterdach sind alle gleich und verwenden das große Eingangstor als Schleuse in ein Paradies auf Zeit. Damit man sich im Gastgarten gut zurechtfindet, ist er in Wiener Bezirke unterteilt. So kann man aus der Inneren Stadt seinen Tischnachbarn in Donaustadt zuwinken und am Weg zur Toilette noch einen Sprung in Penzing vorbeischauen.
Viele Stadtkinder kennen das vielleicht gar nicht mehr so gut. Es nennt sich Frische! Denn obwohl so schnell zu erreichen und so zentral gelegen, ist das Schweizerhaus auch Teil der grünen Lunge Wiens, wie man gerne zum grünen Prater sagt. Das Naherholungsgebiet bringt nicht nur hungrige und durstige Gäste zu uns – es sorgt auch für gute Luft und strahlt seine entspannende Wirkung bis in unseren Garten.
Die Schweizer Hütte wird erstmals erwähnt.
Zu dieser Zeit war der Prater dem gemeinen Fußvolk noch nicht zugänglich. Nur die Hochwohlgeborenen durften das Privileg genießen, auf dem Areal der Jagd nachzugehen. Und die macht bekanntlich auch hungrig und durstig. Darum bewirteten hier vor bald 250 Jahren Schweizer Jagdtreiber die Herrschaften.
Der Prater wird den Wienerinnen und Wienern geschenkt.
Kaiser Josef II. macht den Prater unter dem Namen „Volksprater” erstmals öffentlich zugänglich. Die Freude und der Zulauf der Einheimischen war natürlich groß.
Rauchschwaden über dem Prater.
Mit dem Gasthaus „Zur Tabakspfeife” eröffnet ein Ort, an dem – wie der Name schon sagt – nicht nur getrunken und gegessen, sondern auch der Pfeife gerne zugesprochen wurde.
Der Einzug des russischen Kaisers.
Ab dem Wiener Kongress wurde das Lokal zu Ehren des Zaren, der gerade in Wien weilte, auf „Zum russischen Kaiser” umbenannt.
Die vermeintliche Geburtsstunde des Schweizerhaus.
Lange Zeit hatte man angenommen, dass die Gastwirtschaft im Prater seit der Weltausstellung 1873 den Namen Schweizerhaus trägt. Inzwischen wissen wir aber, dass unser Schweizerhaus seinen Namen schon früher bekommen hat.
Ein kleiner Sprung zurück in der Zeit.
In den frühen 1840er Jahren hat der junge Architekt Eduard van der Nüll, der gut zwei Jahrzehnte später mit seinem Partner August von Sicardsburg die Wiener Staatsoper bauen sollte, ein neues Ausschankgebäude im Stil eines „Schweizerhauses“ errichtet. Eine Architekturform, die sich zur damaligen Zeit größter Beliebtheit erfreute.
Ein reges Kommen und Gehen.
Die Jahrzehnte strichen ins Land und viele unterschiedliche Eigentümer haben ihr Glück im Prater versucht. Mal mit mehr Erfolg. Mal mit weniger. Erwähnt sei auf jeden Fall Johann Bischoff, der ab 1876 Fisch und Krebse aus heimischen Gewässern anbot. Oder das Brüderpaar Pach, die 1883 das Schweizerhaus übernahmen, nachdem sie davor das Café Central in der Herrengasse gegründet hatten.
Karl Kolarik übernimmt das Schweizerhaus.
Mit erst 19 Jahren wurde er frühzeitig für volljährig erklärt und konnte so den zu der Zeit recht heruntergekommenen Betrieb inmitten der entsetzlichen und von Hunger und Leid geprägten Nachkriegszeit übernehmen. Doch schon bald sollte wieder Leben und Lebensfreude in den Prater einziehen.
Das Original Budweiser Budvar: unser Bier.
Im Jahr 1926 besucht Karl Kolarik mit seinem Vater eine Landwirtschaftsausstellung in Budweis. Das Original Budweiser Budvar – ein dunkelgelbes, 12-grädiges Lagerbier – schmeckt den beiden so sehr, dass der Entschluss rasch feststeht: das ist unser Bier! Sie kaufen eine ganze Wagenladung und bringen es nach Wien, wo es bis heute zu den unangefochtenen Spezialitäten des Schweizerhauses gehört.
Gutes Essen kann sich sehen lassen.
Karl Kolarik errichtet die erste Schauküche. Erst viele Jahre später folgten andere seinem innovativen Beispiel, das man bis heute aus vielen Restaurants kennt.
Das Riesenrad als Geburtsstätte des neuen Schweizerhauses.
In den letzten Kriegstagen wurde das Schweizerhaus komplett zerstört. Gemeinsam mit seiner Frau Else begann Karl Kolarik den Wiederaufbau. Als erste Ausschank diente ein ausrangierter Riesenrad-Waggon. Mit viel Erfindungsgeist und Enthusiasmus versuchen die beiden, die Gemütlichkeit wieder in den Prater zurückzubringen.
Schritt für Schritt für Schritt.
Karl und Else Kolarik bauen schrittweise auf, was wir heute als Schweizerhaus kennen. Gemeinsam machen sie den Biergarten im Prater zur Wiener Institution.
Die neue Generation.
Mit dem Sohn, Karl Jan Kolarik, übernimmt die zweite Generation das Ruder bzw. eher die Schank im Schweizerhaus. Gemeinsam mit Ehefrau Johanna und seiner Schwester Lydia ist Karl Jan Kolarik bis heute für die Geschicke zuständig. Doch die nächste Generation ist schon in den Startlöchern!
Karl-Kolarik-Weg, 1020 Wien.
Der Gemeinderatsausschuss für Kultur beschließt, den Weg neben dem Schweizerhaus nach Karl Kolarik zu benennen. Bei der Festrede teilt sein Sohn, Karl Jan Kolarik, diese nette Anekdote: Wenn ihn wer gefragt hat: „Wie geht’s Ihnen denn, Herr Kolarik?”, war seine Antwort: „Gut geht’s mir! Wie kann es einem schlecht gehen, der den ganzen Tag im Wirtshaus sein darf, und seine Frau schimpft nicht?”.
Neue Küche, altbewährte Qualität.
In nur vier Monaten entsteht im Schweizerhaus eine der modernsten Schauküchen Europas. Bei der Geschwindigkeit, in der hier Stelzen, Hendln und Schnitzerl an die Kellner übergeben werden, ist schon manchem schwindelig geworden.
Die neuen Bezirke im Schweizerhaus.
Mit Hietzing, Hütteldorf, Währing und Liesing wird der wunderschöne Gastgarten in Richtung Liliputbahn vergrößert. 2010 folgt noch St. Marx. Somit finden im Gastgarten der Wiener nun bis zu 1500 Hungrige und Durstige Platz.
Mehr Gäste, mehr Bier!
Der Bierkeller, der sich übrigens entgegen aller Gerüchte nicht über die Größe des ganzen Garten erstreckt, wird vergrößert und auf den letzten Stand der Technik gebracht. Darüber entsteht eine neue Schank mit mehr als 12 Metern Länge.
Einhundert Jahre!
So lange ist die Familie Kolarik mit dem Schweizerhaus verbunden. Mit Regina und Karl Hans Kolarik übernimmt nun bereits die dritte Generation Verantwortung und sichert so den Fortbestand des Familienbetriebs.
Das große Buch zum großen Jubiläum.
Zur 100. Schweizerhaus-Saison von Familie Karl Kolarik ist das „Jubiläumsbuch” im Ueberreuter Verlag erschienen: „Das Schweizerhaus – die Geschichte einer Wiener Institution” von Autor Herbert Lackner. Das Buch enthüllt viele spannende Details und neue Informationen unserer geschichtsträchtigen Gastwirtschaft.
Es gibt wenige Städte in Europa, in denen man die Jahreszeiten so schön erleben kann. Der Frühling, wenn Wien wieder zum Leben erwacht. Der heiße Sommer, der einen in den Schatten des Blätterdachs treibt. Und der Herbst, wenn es wieder kühler wird und die Bäume in ihr buntes Kleid schlüpfen.